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1. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 29

1873 - Oldenburg : Stalling
29 3. Der Kampf vor Troja. Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien, welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten, vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten mußten. Bald gingen ihnen die Vorräthe auf, und sie sahen sich ge- nöthigt, große Abtheilungen des Heeres abzusenden um durch Plünderung der nahe liegenden Inseln und Gegenden dem Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre Bundesgenossen zu sich berufen und leisteten tapfern Wider- stand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand. Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei oder drei Rosien bespannt waren, die Gemeinen, zu Fuß; Reiter gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen, Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder: die Schuß- waffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und in Beinschienen - von Erz, so wie in einem Schilde, der ge- wöhnlich von Ochsenhaut, doch oft mit Erz überzogen war. Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich ein Gürtel anschloß; die Beine waren durch eherne Schienen geschirmt. Die Schlachten wurden nicht durch den Kampf der gemeinen Soldaten, sondern durch die Einzelkämpfe der anführenden Helden entschieden. Von den ersten neun Jahren des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Homers, der diese Kämpfe in einem Heldengedicht, die Ilias genannt, be- sungen hat, bekannt. 4 Die griechischen Heiden aus dem Trojanischen Kriege. Außer Agamemnon und Menelaos war es noch eine Reihe von Griechischen Helden, die sich im Kampfe vor Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schön- heit und Schnelligkeit Achilles hervor, der Sohn des Peleus und der Meergöttin Thetis. Nach seiner Geburt wollte ihm seine Mutter die Unsterblichkeit verleihen und tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu ver- tilgen, des Tags aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch v (

2. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 32

1873 - Oldenburg : Stalling
32 und allen Gestirnen ab: ferner zwei blühende Städte, die eine voll von Hochzeitsfesten und Gelagen, mit Volksver- sammlungen, Markt, hadernden Bürgern, Herolden und Obrig- keiten: die andere von zwei Heeren zugleich belagert; in den Mauern Weiber, unmündige Kinder, wankende Greise; die Männer der Stadt vor dieser draußen in einem Hinterhalt gelagert und den Hirten in die Heerden fallend. Auf einer andern Seite Schlachtgetümmel, Verwundete, Kampf um Leichname und Rüstungen. Weiter schuf er ein lockeres Brach- feld, mit Bauern und Ochsen am Pflug: ein wallendes Aehrenfeld voll Schnitter, seitwärts unter einer Eiche die Mahlzeit bereit; weiter einen Rebengarten voll schwarzer, schwellender Trauben, an Phählen von lauterem Silber, ringsum einen Graben von blauem Stahl und ein Gehänge von Zinn; eine einzige Furche führte durch den Weingarten, und eben war Lese: Jünglinge jauchzten, und rosige Jung- frauen trugen die süße Frucht in schönen Körben davon; mitten in der Schaar ging ein Leierknabe, den aüdere um- tanzten. Weiter schuf er eine Rinderheerde aus Gold und Zinn, längst einem wallenden Fluß, mit vier goldenen Hirten und neun Hunden; vorn in die Heerde waren zwei Löwen gefallen, und hatten einen Farren gefaßt, die Hirten hetzten ihre Hunde, die bellend auf Sprungweite vor den Löwen standen Wiederum schuf er eine unmuthige Thaltrift von silbernen Schafen durchschwärmt: mit Hirtengehägen, Hütten und Ställen: endlich einen Neigen von blühenden Jünglingen und Jungfrauen in glänzenden Gewänden, jede Tänzerin schmückte ein Kranz, die Tänzer hatten goldene Dolche an silbernen Riemen hangen; zwei Gaukler drehten sich im Kreise zur Harfe eines Sängers; Zuschauergedränge umgab den Reigen. Um den äußersten Rand des Schildes schlang sich der Strom des Oceans wie eine Schlange. Als Hephästos den Schild vollendet hatte, schmiedete er noch einen Harnisch, dann einen Helm und zuletzt die Bein- schienen, und alle diese Geschenke brachte die Göttin ihrem noch immer klagenden Sohne. In der Volksversammlung versöhnte sich Achilles mit Agamemnon, und nun zog das Heer in die Schlacht, an der nicht nur Menschen, sondern diesmal die Götter des Olymps

3. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 40

1873 - Oldenburg : Stalling
40 zu schmähen, doch Odysseus tadelte den Lästerer und schlug ihn mit seinem Scepter, daß sich blutige Schwielen auf dem getroffenen Rücken erhoben, zum großen Gelächter der übrigen Griechen, die seine schmerzhafte Miene sahen. Als einst Thersites sich erdreistete, sogar den göttlichen Achilles zu lästern, ward er von diesem getödtet. 3. Paris Kampf mit Menelaos. Das Heer, auf Nestors Rath nach Volksstämmen ge- ordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich den Staub der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr wurde. Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung. Als beide Heere einander nahe genug waren, daß der Kampf beginnen konnte, schritt aus der Nähe der Trojaner der Königs- sohn Paris vor, in ein buntes Pantherfell gekleidet, den Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert an der Seite, und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte er den tapfersten aller Griechen heraus, mit ihm den Zwei- kampf zu wagen. Als diesen Menelaos aus den sich heraus- wälzenden Schaaren hervorspringen sah, freute er sich wie ein junger Löwe, dem eine ansehnliche Beute, ein Gemsbock oder ein Hirsch in den Weg kommt, und schnell sprang er in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde herab, den frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris graute beim Anblick eines solchen Gegners, und er entzog sich dem Kampfe erblassend und in das Gedränge seiner Landsleute zurückfahrend, als hätte er eine Natter gesehen. Als ihn Hektor so in die Menge der Trojaner zurücktauchen sah, rief er ihm voll Unmuth zu: „Bruder, du bist doch nur von Gestalt ein Held, in Wahrheit aber nichts als ein weibi- scher, schlauer Verführer. Wärest du lieber gestorben, ehe du um Helena gebuhlt! Siehst du nicht, wie die Griechen ein Gelächter erheben, daß du es nicht wagest, dem Manne Stand zu halten, dem du die Gattin gestohlen hast? Du wärest werth, zu erfahren, an welchem Manne du dich ver- sündigt, und ich würde dich nicht bemitleiden, wenn du dich verwundet auf dem Boden wälztest und der Staub dein zier- liches Lockenhaar besudelte." Paris aber antwortete ihm:

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 52

1873 - Oldenburg : Stalling
52 würdest: dein Herz ist eisern! Aber denk' an mich, wenn die Götter mich rächen, und am hohen Skäischen Thore du vom Geschosse Phöbus Apollo's getroffen im Staube endest, wie jetzt ich!'' Mit dieser Weissagung verließ Hektors Seele den Leib und flog zum Hades hinunter. Achilles aber rief der Fliehenden nach: „Stirb du, mein Loos empfang' ich, wann Zeus und die Götter wollen!" So sprach er und zog den Speer aus dem Leichnam, legte ihn bei Seite und zog die eigene blutige Rüstung von den Schultern des Gemordeten. Nun kamen aus dem Griechischen Heere viele Streiter her- beigelaufen und betrachteten den Wuchs und die hohe Bil- dung des todten Hektor bewundernd, und mancher sprach, ihn anrührend: „Wunderbar, wie viel sanfter ist doch der Mann nun zu betasten, als da er den Feuerbrand in unsere Schiffe schleuderte!" Jetzt stellte sich Achilles mitten unter das Volk und sprach: „Freunde und Helden! Nachdem die Götter mir verliehen haben, diesen Mann hier zu bändigen, der uns mehr Böses gethan hat, als alle Andern zusammen, so laßt uns in unserer Rüstung die Stadt ein wenig aus- kundschaften, um zu erforschen, ob sie uns wohl die Burg räumen werden, oder ob sie es wagen, uns auch ohne Hektor Widerstand zu leisten. Aber was rede ich? Liegt nicht mein Freund Patroklos noch unbestattet bei den Schiffen? Darum stimmt den Siegesgesang an, ihr Männer, und laßt uns vor allen Dingen meinem Freunde das Sühnopfer bringen, das ich ihm geschlachtet habe!" Mit solchen Worten wandte sich der Grausame dem Leichnam von Neuem zu, durchbohrte ihm an beiden Füßen die Sehnen zwischen Knöchel und Fersen, durchzog sie mit Riemen von Stierhaut, band sie am Wagensitze fest, schwang sich in den Wagen und trieb seine Rosse mit der Geißel den Schiffen zu, den Leichnam nachschleppend. Staubgewölk um- wallte den Geschleiften, sein jüngst noch so liebliches Haupt zog mit zerrüttetem Haar eine breite Furche durch den Sand. Von der Mauer herab erblickte seine Mutter Hekuba das grauenvolle Schauspiel, warf den Schleier ihres Hauptes weit von sich und sah jammernd ihrem Sohne nach. Auch der König Priamos weinte und jammerte. Geheul und Angstruf der Trojaner und der fremden Völker hallte durch

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 55

1873 - Oldenburg : Stalling
55 ding in die Stadt schaffen oder den Flammen übergeben sollte, trat Laokoon, ein Priester des Apollo, in ihre Mitte und ries: „Unselige Mitbürger, welcher Wahnsinn treibt euch? Meint ihr, die Griechen seien wirklich davongeschifft, oder eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Kennt ihr den Odysseus so? Entweder ist eine Gefahr in dem Rosse ver- borgen, oder es ist eine Kriegsmaschine, die von in der Nähe lauernden Feinden gegen unsere Stadt angetrieben werden wird! Was es aber auch sein mag, traut dem Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine mächtige eiserne Lanze, die er einem neben ihm stehenden Krieger entriß, in den Bauch des Pferdes. Der Speer zitterte im Holz und aus der Tiefe tönte ein Wiederhall, wie aus einer Kellerhöhle. Aber der Geist der Trojaner blieb verblendet. Inzwischen zogen einige Hirten unter dem Bauche des Rosses einen Griechen hervor, der auf den Rath des schlauen Odysseus zurückgeblieben war, um durch eine ersonnene Er- zählung die Trojaner über die Bestimmung des Pserdes zu beruhigen und um so sicherer ihrem Verderben entgegen zu führen. Vor den König Priamos gebracht, streckte Sinon, so hieß der Grieche, flehend die Hände gen Himmel und rief unter Schluchzen: „Wehe mir, welchem Lande, welchem Meere soll ich mich anvertrauen, mich, den die Griechen aus- gestoßen haben, und die Trojaner niedermetzeln werden!" Diese Seufzer rührten die Jünglinge selbst, die ihn Anfangs als Feind gepackt und roh behandelt hatten. Alle Krieger traten theilnehmend herzu und hießen ihn sagen, wer und woher er sei, auch guten Muthes sein, wenn er nichts Feindliches im Sinne führe. Jener ließ die erheuchelte Furcht endlich fahren und sprach: „Ich bin ein Argiver, das will ich ja nicht leugnen: wenn Sinon auch unglücklich ist, so soll er doch nicht zum Lügner werden. Vielleicht habt ihr etwas von dem Fürsten Palamedes gehört, der von den Griechen auf Odysseus Anstiften abscheulicher Weise gesteinigt wurde, weil er den Feldzug gegen eure Stadt mißrieth: als sein Verwandter zog ich in diesen Krieg, arm und nach seinem Tode ohne Stütze. Und weil ich es wagte, mit Rache für die Er- mordung meines Vetters zu drohen, zog ich den Haß des falschen Odysseus auf mich und wurde diesen ganzen Krieg

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 57

1873 - Oldenburg : Stalling
57 versöhnen, die gewaltige Maschine aufgeführt hätten als Weihgeschenk der Göttin, und zwar von so unermeßlicher Höhe, damit die Trojaner das Geschenk nicht durch ihre Thore in die Stadt bringen könnten, weil alsdann der Schutz der Göttin den Trojanern zu Theil werden würde; wenn sich dagegen die Trojaner an dem hölzernen Pferde vergriffen, so würde diese That ihrer Stadt Verderben bringen. Priamos und die Trojaner schenkten dem Betrüger Glauben und wurden noch mehr von der Wahrheit seiner Erzählung überzeugt, als sich zu derselben Zeit ein Vorfall ereignete, in dem sie eine Bestrafung des Priesters Laokoon wegen seines frevelhaften Zweifels an der heiligen Bestim- mung des Rosses sahen. Von der Insel Tenedos her kamen zwei ungeheure Schlangen mit blutrothen Mähnen nach dem Meere zu, und ihre Leiber bewegten sich in großen Ringen unter dem Meere fort. Laokoon stand gerade mit seinen bei- den Knaben am Meere und brachte ein Opfer. Da schossen die Ungethüme auf die Knaben zu und ringelten sich um ihre Körper, indem sie mit giftigen Zähnen das zarte Fleisch ver- wundeten; als Laokoon den Knaben mit dem Schwerte zu Hülfe eilte, schlugen die Schlangen ihre ungeheuren Windun- gen auch um seinen Leib, vergebens suchte er sich loszumachen, er erlag mit seinen Kindern den giftigen Bissen. Die Schlan- gen aber schlüpften schnell nach dem Tempel der Athene und verbargen sich unter der Bildsäule der Göttin. Run zweifelten die Trojaner nicht mehr an den: heiligen Roß, sie rissen einen Theil ihrer Mauern ein und zogen das verhängnißvolle Geschenk jubelnd in die Stadt. Die Stimme der weissagenden Kassandra, die allein von allen das drohende Verderben ahnte, wurde überhört oder verachtet. Alle über- ließen sich der Freude bei Schmaus und Gelag; Musik und Gesang schallten durch die Räume der Stadt, und von Wonne und Wein berauscht, sanken die Trojaner in tiefen Schlaf. Da lief Sinon an den Strand des Meeres und gab durch eine brennende Fackel den Griechen auf Tenedos das verab- redete Zeichen. Hierauf öffnete er die Thüre am Bauche des Rosses und heraus stiegen die gewaffneten Griechen. Sie verbreiteten sich durch die Straßen und Häuser der Stadt und richteten ein entsetzliches Blutbad an. Feuerbrände wurden

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 6

1873 - Oldenburg : Stalling
6 ein himmlischer Friede; bescheiden und würdevoll stand sie da und blickte ernst und doch sreundlich dem Manne ins An- gesicht. „Wohin führst du mich?" sprach Herakles zu dieser Gestalt. „Ich führe dich" — war die Antwort — in „Ar- beit und Gefahren, aber ich verheiße dir Unsterblichkeit, Ehre und Ruhm bei Göttern und Menschen, wenn du meiner Leitung dich anvertraust." Diese Worte ergriffen das Herz des Helden, der Göttersohn war schnell entschlossen: er stieß die zudringliche Wollust zurück und reichte der bescheidenen Tugend seine Hand. Auf ihren Rath befragte er das Del- phische Orakel, was er zu thun habe, und dieses wies ihn an Eurystheus, König von Myeenä, zu dessen Diensten er 'sich willig stellte. Dieser legte ihm zwölf schwere Arbeiten auf, die Herakles glücklich bestand und dadurch der Wohl- thäter des Menschengeschlechtes und der erste Held seines Volkes wurde. Im Walde bei Nemea in Argolis hielt sich ein unge- heurer Löwe auf, welcher die ganze. Gegend umher verwüstete. Herakles zog auf Befehl des Eurystheus aus, ihn zu tödten. Er schoß seine Pfeile auf ihn, aber unverletzt schüttelte der Löwe sie wieder von sich. Da fällte Herakles sich eine Pappel zur Keule, betäubte den Löwen mit einem Schlage vor den Kopf und erwürgte ihn dann. Das Fell zog er ihm ab und trug es fortan als Siegeszeichen, und die Keule war seitdem seine liebste Waffe. Darauf sandte ihn Eurystheus gegen die Hydra, ein schlangenartiges Ungeheuer mit hundert Köpfen, das in einem Sumpfe bei Lernä in Argolis hausete. Weder Menschen noch Thiere durften sich dem Ungethüm nahen: es zog sie alle in seinen Schlupfwinkel und verzehrte sie dann. Mit einem Sichelschwerte nahm ihm Herakles mehrere Köpfe ab, aber statt jedes abgeschlagenen wuchsen zwei neue zu. Da zündete endlich Jolaos, sein treuer Waffengefährte, einen Wald an und reichte seinem Herrn einen brennenden Stamm. So oft nun ein Kopf fiel, sengte er den Rumpf mit einem Feuerbrande. Da wuchsen keine Köpfe mehr, und bald lag der Rumpf der Hydra zuckend vor seinen Füßen. Mit ihrer Galle, die ein schnell tödtendes Gift war, bestrich Herakles seine Pfeile, die dadurch unfehlbar tödtlich wurden.

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 10

1873 - Oldenburg : Stalling
10 glänzende Thaten, und sein Heldenwuth erfüllte die Königin mit Bewunderung. Sein Trübsinn verlor sich in ihrem Um- gang; er legte sogar ihre Kleider an und setzte sich an den Spinnrocken, während sie sich mit seiner Löwenhaut bedeckte und seine Keule ergriff. Nach drei Jahren erwachte des Helden Thatkraft und trieb ihn, neue Abenteuer zu suchen. Er kam nach Kalydon in Aetolien, wo damals König Oeneus herrschte. Seine Tochter war die schöne Dejanira, um die der Flußgott Acheloos freite. Der Vater versprach sie dem, der in einem Wettkampf siegen würde. Herakles kämpfte mit ihm und warf ihn nieder. Der Flußgott verwandelte sich in eine ungeheuere Wasserschlange, aber Herakles hielt ihn fest und erwürgte die Schlange. Dennoch entschlüpfte ihm der Feind und erneuerte den Kampf als riesiger Stier. Herakles be- zwang auch diesen und brach ihm ein Horn ab. Da gab sich der Flußgott überwunden, barg beschämt sich in sein Bette und wagte nicht mehr hervorzutreten. Der Sieger aber er- hielt die Hand der Dejanira. Auf der Reise nach Theben mußte er über den Fluß Evenos setzen, der eben hoch angeschwollen war. Der Ken- taur Nessos, ein Wesen, das unten ein Roß mit vier Füßen, oben ein Mensch mit zwei Armen war, erbot sich, Dejanira auf seinem Rücken hinüberzutragen. Das Anerbieten ward angenommen, und glücklich gelangte Dejanira an das andere Ufer. Hier aber setzte sich der Kentaur in Galopp, um sie zu entführen: da schoß ihm Herakles einen Pfeil durch den Leib. Nessos fühlte bald, daß der Pfeil vom Gifte der Hydra durchdrungen war, und sann im Sterben noch auf Rache. Er gab ihr sein wollenes, mit Blut getränktes Ge- wand mit dem Bedeuten, wie sie damit des Gatten Liebe erhalten könne, wenn er ihr jemals untreu werden sollte. Die Veranlassung, davon Gebrauch zu machen, blieb nicht aus. Herakles hatte in einem Kampfe die schöne Jole, eine Königstochter, als Beute gewonnen. Dejanira, eifer- süchtig auf sie, suchte sich die Liebe ihres Gatten zu sichern. Sie verfertigte für ihn ein schönes Festkleid, in welches sie die Wolle vom Gewände des Nessos verwebte. Als nun einst Herakles auf einem Vorgebirge der Insel Euböa dem Zeus

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 14

1873 - Oldenburg : Stalling
14 lich hindurchflöge, so möchten sie getrost vorwärts segeln, wenn diese aber umkomme, sollten sie die Durchfahrt nicht versuchen. Sie ließen eine Taube vom Schiffe aus fliegen, der von den zusammenschlagenden Felsen die äußersten Federn ausgerissen wurden, übrigens kam sie mit dem Leben davon. Nun fuhren die Argonauten hindurch, und nur der Hintere Theil des Schiffes wurde verletzt. Von dieser Zeit an standen die Svm- plegaden fest aus dem Grunde des Meeres; denn es war ihnen eine Weissagung zu Theil geworden, daß sie fest stehen würden, wenn zuerst ein Schiff die Durchfahrt glücklich ver- sucht haben würde. Nach manchen andern Abenteuern ge- langten die Helden endlich an den Fluß Phasis in Kolchis, wo sie landeten. Jason ging zum König Aeetes und richtete seinen Auftrag aus, indem er ihn bat, ihm das goldene Vließ zu geben. Der König versprach ihm Gewährung seiner Bitte, wenn er zuvor zwei wilde Stiere mit ehernen Hufen, welche Feuer aus dem Rachen spieen, allein an einen Pflug spannen, vier Hufen Land damit umackern und Drachenzähne säen würde. Dann sollte er auch noch eine Schaar Riesen erlegen, und was das wunderbarste war, die Riesen waren noch gar nicht vorhanden. Da gerieth nun Jason in große Verlegen- heit, wie er wohl die Stiere bändigen könnte, aber Medea, die Tochter des Königs, die eine Zauberin war und beim ersten Anblick den heldenmüthigen Jason lieb gewonnen hatte, versprach ihm ihren Beistand, wenn er ihr schwören wollte, sie zu heirathen und mit in seine Heimath zu nehmen. Jason schwor es, und nun gab Medea ihm eine Salbe, mit der Jason seinen Schild, seine Lanze und seinen Körper bestrich. Die Salbe hatte aber die Kraft, daß er weder durch den Feuerathem noch durch die ehernen Hufe der Stiere verletzt werden konnte. Auch sagte ihm Medea, daß aus den gesäeten Drachenzähnen gewappnete Riesen hervorgehen würden. Dies alles merkte sich Jason wohl, salbte sich und seine Waffen und fand in dem Haine des Tempels die Stiere. Er spannte sie an den Pflug, ohne von ihrem Glutathem versengt zu werden und säete die Drachenzähne. Bald sah er Riesen mit Helm und Schild gerüstet allmählig aus der Erde empor- wachsen. Um sie zu erlegen, warf Jason aus einem Verstecke einen Stein unter sie. Der getroffene Riese meinte, sein Nach-

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 88

1873 - Oldenburg : Stalling
An diesem Tage veranstaltete Penelope einen Kampf und versprach dem Sieger ihre Hand zu geben. Sie stellte zwölf Beile hintereinander im Saale auf und gab den Freiern aus, einen Pfeil von dem gewaltigen Bogen des Odysseus durch die zwölf Oehre der Beile zu schießen. Die Freier nahmen den Kampf an, doch keiner vermochte den schweren Bogen zu spannen, obschon sie ihn durch Salbe und am Feuer geschmeidig zu machen versuchten. Schon wollten die ungeduldigen Freier den Kampf aus den folgenden Tag ver- schieben, als Odysseus sie bat, ihm den Bogen zum Versuch zu geben. Diese ergrimmten zwar über die Unverschämtheit des Bettlers, doch Telemachos ließ ihm die Waffe reichen. Jetzt betrachtete der Held kunstverständig den wohlbekannten Bogen, spannte die Sehne, — da krachte aus heiterer Luft der Donner als günstiges Zeichen für Odysseus — und der Pfeil fuhr schwirrend durch die Oehre der Beile, und verfehlte kein einziges der Löcher. Auf einen Wink des Odysseus gürtete Telemachos sein Schwert um, und den Speer erfassend trat er zu dem Vater hin, der jetzt aus die Schwelle des Saales sprang und die Pfeile aus dem Köcher vor sich ausschüttete. Dann rief er zu den Freiern: ,,Dieser furchtbare Wettkampf wäre nun vollendet, jetzt wühle ich mir ein anderes Ziel, das noch kein Schütze getroffen!" Bei diesen Worten traf sein Pfeil den Antinoos in die Gurgel, daß er den Becher aus der Hand fallen ließ und blutig zurücksinkend den Tisch mit den Speisen umstürzte. Noch glaubten die Freier, er habe ihn aus Ver- sehen getödtet, doch Odysseus rief finster um sich schauend: „Ha, ihr Hunde, ihr wähntet, ich würde nimmer zur Heimath zurückkehren, darum verzehrtet ihr mein Gut und warbet um meine Gemahlin; jetzt nahet euch euer Verderben!" Indeß hatte sich auch der treue Sauhirt und der Rinder- hirt bewaffnet und kämpften gegen die Freier. Nichts hals dem Eurymachos und den übrigen Freiern das Versprechen, dem Odysseus das verzehrte Gut zu ersetzen; Odysseus streckte ihn mit einem Pfeile zu Boden. So brachte jetzt jeder Pfeil- schuß einem Freier den Tod, und die Leichen füllten den Boden, denn auch Telemachos und die beiden Hirten erlegten viele der Feinde. Da holte der schändliche Ziegenhirt Melan-
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